Die Kraushöhle
Erforschungs- und Erschließungsgeschichte
Der natürliche und bald schachtartig abbrechende Höhleneingang in der Schlucht der „Noth“ bei Gams war der Bevölkerung unter der Bezeichnung „Annerlbauernloch“ schon lange bekannt, als Franz Kraus im Jahr 1881 in dieses Gebiet kam und von allen bekannten Höhlen der Umgebung gerade das Annerlbauernloch sein besonderes Interesse fand. Aufgrund seiner Anregung gründete sich ein Komitee von Ortsbewohnern (Gamser-Grotten-Comité) um die Höhle zu erschließen; er selbst erwarb bald darauf die Eigentumsrechte an der Höhle und finanzierte die Erschließung großteils aus Eigenmitteln. Damals wurde der heutige Eingang künstlich freigelegt um den natürlichen, schachtartigen Eingang zu umgehen.
Die Kraushöhle, die zu Ehren ihres Erschließers ursprünglich auch „Kraus-Grotte“ bezeichnet wurde, ist eine der ältesten Schauhöhlen Österreichs, da ihre feierliche Eröffnung bereits am 28. Mai 1882 stattfand. An diesem Tag war die gesamte Höhle mit 800 Kerzen ausgeleuchtet, 300 davon befanden sich in der Haupthalle. Bei dem aufwendig organisierten Fest gab es Musik und Tanz in der Höhle und an mehreren Stellen wurden Erfrischungen ausgeschenkt.
Ab dem Jahr 1883 wurde die Höhle mit fünf Bogenlampen zu je 1000 Normalkerzen Lichtstärke beleuchtet; die Anlage wurde von der bekannten Wiener Firma Brückner, Ross & Co ausgeführt. Die Kraushöhle war damit die erste Schauhöhle der Welt, in der elektrisches Licht Verwendung fand (die weltberühmte Adelsberger Grotte wurde erst 1884 elektrisch beleuchtet). Der Strom wurde mit Hilfe eines kleinen Generators in der Noth erzeugt. Im Jahr 1884 wurde die Kraushöhle vom Österreichischen Touristenklub (ÖTK) gepachtet.
Auch nach dem Tod von Franz Kraus am 12. Jänner 1897 ging der Schauhöhlenbetrieb weiter. Zur Erinnerung an den Erschließer der Höhle ließ sein Schwiegersohn August Muck durch den steirischen Bildhauer August Kratzwohl ein Denkmal und eine Gedenktafel anfertigen, welche im August 1907 vor dem Höhleneingang errichtet wurde.
Obwohl die elektrische Beleuchtung aus Kostengründen bereits Ende August 1889 eingestellt werden musste – Franz Kraus hatte alles allein finanziert und die Erhaltung der Anlage war auf Dauer sehr teuer – wurde diese Anlage erst zu Beginn des Ersten Weltkrieges abmontiert und auch der Führungsbetrieb kam zum Stillstand. Die Bedeutung der Höhle wurde aber in Fachkreisen nicht vergessen. 1930 wurde die Höhle unter Denkmalschutz gestellt. Dieser Unterschutzstellung ging eine Vermessung der Höhle durch Ing. Hermann Bock voraus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Führungsbetrieb zunächst nicht wiederaufgenommen. Immer wieder konnten bei gelegentlichen Besuchen der Verfall der Weganlagen und Zerstörungen beobachtet werden. Diese Entwicklung fand schließlich 1963 mit dem Abschluss eines Pachtvertrages zwischen dem Grundeigentümer und der Freiwilligen Feuerwehr Gams ein Ende, die nun auch den Führungsbetrieb aufgrund einer genehmigten Betriebsordnung vom 27. Oktober 1964 reorganisierte.