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Kieferreste eines Fisches mit Pflasterzähne (Coelodus plenthodon) Akogl- Straße, Kehre oberhalb des Schwimmbades (Größe: 5cm)Foto: © Heinz Kollmann
Muscheln, Schnecken und Fossilien – Die Anfänge der Erforschung

Im 18. Jahrhundert wurde in Gams nach Kohle gesucht, wohl aufgrund des immer größeren Bedarfs an Brennmaterial. Wegen des Kohlevorkommens wurden die Tonmergel von den bedeutendsten Geologen ihrer Zeit untersucht. Einer der bekanntesten Erforscher der Kreideablagerungen des 19. Jahrhunderts war Augst Emil Reuss, zuerst Professor für Mineralogie in Prag, später in Wien. Reuss beschrieb 1854 die Schichten der Schönleiten (Hangbereich beim Akogel). Dabei führte er Schalen fossiler Muscheln und Schnecken an, die er auf einer Bergwerkshalde beim Gallerbauern (Gehöft im Norden von Gams) gesammelt hatte. Von hier dürfte auch ein Pflanzenfund stammen, den Franz Ritter von Friedau seinem Professor an der Universität Graz, Franz Unger, gebracht hatte. Dieser war einer der führenden Erforscher der fossilen Pflanzenwelt seiner Zeit. Um das Interesse seines Schülers anzuerkennen, benannte er 1852 diesen Fund Delesserites friedaui. Erwähnt sei hier auch der Fund von Trinkerit, über den Julian Niedwiedzky 1871 berichtet. Es ist dies ein bernsteinähnliches fossiles Harz, das einen hohen Schwefelgehalt hat.

Mehrere Arten fossiler Muschelschalen und Schneckenhäuser von der Schönleiten haben Eingang in die Wissenschaft gefunden. Bereits 1852 hatte Friedrich Zekeli die fossilen Schneckenhäuser von hier untersucht. Der am Hofmineralienkabinett wirkende Moriz Hörnes beschrieb 1855 eine Form von der Schönleiten Reuss zu Ehren Purpuroidea reussi. Heute wird sie Megalonoda reussi genannt. Sie hatte große Knoten und ist eine der auffallendsten Formen aus den Ablagerungen der Kreidezeit in den Ostalpen. 1854 beschrieb Karl von Zittel die Muschelschalen der Gosauschichten. Zittel hatte diese Abhandlung ebenfalls als Mitarbeiter des Hofmineralienkabinetts verfasst. Später wurde er Professor für Paläontologie in München. Er hat umfangreiche Werke über Fossilien herausgegeben und gilt als der bedeutendste Paläontologe seiner Zeit.

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Abbildungen von Fossilien der Gosauschichten von J. de C. SWERBY, 1832. Unter der Nummer 16 ist ein Schneckenhaus vom Straßenanriss bei der Noth wiedergegeben.Foto: © Heinz Kollmann

Interessante Funde kommen auch heute noch zu Tag. Bei Aufsammlungen des Wiener Naturhistorischen Museums an der Kehre der Akogelstraße oberhalb des Schwimmbades wurde der Kiefer eines fossilen Fisches gefunden. Wie Pflastersteine bedeckten die Zähne das gesamte Maul des Fisches. Mit ihrer Hilfe zermahlte er die harten Kalkschalen von Muscheln und anderer Tiere, um an das nahrhafte Fleisch zu kommen. Ortwin Schultz vom Wiener Naturhistorischen Museum und Maja Paunovic vom Geologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Zagreb fanden heraus, dass es sich um die Art Coelodus plethodon handelt. Neben Gams war sie bisher nur aus so weit entfernten Ländern wie Portugal und dem Niger bekannt.